76,92 % der Fans sehen in der guten Talentförderung ein potenzielles Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga

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Jude Bellingham (19, BVB), Jamal Musiala (19, FC Bayern) oder Josko Gvardiol (20, RB Leipzig) steigerten ihren Marktwert zuletzt massiv und zählen zu den wertvollsten U21-Fußballern weltweit. Die Bundesliga kann mit ihren Talenten sogar die weltweit wertvollste Elf aller Profiligen aufstellen. Mit einem Gesamtmarktwert von über 520 Millionen Euro können selbst die englische Premier League oder die spanische La Liga nicht konkurrieren. Aus diesem Grund hat FanQ die Fußballfans in Deutschland befragt, ob die gute Talentförderung zum Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga werden kann.

Viele junge Bundesliga-Topspieler im Ausland ausgebildet

Angesichts der zahlreichen Talente drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass die Bundesliga die beste Jugendarbeit aller europäischen Topligen macht. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Die meisten jungen Topspieler der obersten deutschen Spielklasse haben den Großteil ihrer Ausbildung im Ausland genossen. Die Bundesliga verfügt international jedoch über den hervorragenden Ruf, dass die größten Nachwuchshoffnungen der Welt in Deutschland regelmäßige Spielzeit auf höchstem Niveau erhalten. So können sie ihren Marktwert steigern und ihrem jeweiligen Club bei einem Wechsel einen hohen Transfergewinn einbringen.

Die größten Talente aus dem Ausland machen in Deutschland entweder den letzten Schritt vor dem Sprung in den Profikader oder sie spielen sich gleich in die Startformation der Bundesligamannschaften. In der vom Portal „transfermarkt.de“ gekürten aktuell wertvollsten U21-Elf der Bundesliga stehen mit Florian Wirtz von Bayer Leverkusen, Karim Adeyemi vom BVB und Freiburgs Torwart-Talent Noah Atubolu nur drei Akteure, die den Großteil ihrer fußballerischen Ausbildung in Deutschland absolviert haben.

Die Nachfrage nach Bundesliga-Talenten ist vor allem in England sehr groß. Um dem Interesse anderer europäischer Topclubs an Florian Wirtz, der seit März an einem Kreuzbandriss laboriert, zuvorzukommen, stattete Bayer Leverkusen seinen mit Abstand wertvollsten Spieler (Marktwert*:70 Millionen Euro) im Sommer mit einem bis 2027 datierten Verrag aus. Genauso lange verlängerte RB Leipzig am Deadline Day den Kontrakt mit Innenverteidiger-Talent Josko Gvardiol (Marktwert: 60 Millionen Euro). Borussia Dortmund muss sich hingegen wohl mit einem Abgang von Mittelfeldtaktgeber Jude Bellingham (Marktwert: 90 Millionen Euro) arrangieren. Neben diversen Premier-League-Clubs zeigt auch Real Madrid großes Interesse am 19-jährigen Megatalent.

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Derartige Szenarien muss der FC Bayern wiederum nicht befürchten, da der Rekordmeister in der Nahrungskette des europäischen Fußballs als einziger deutscher Verein in der Spitze angesiedelt ist. Jamal Musialas (Marktwert: 80 Millionen Euro) bis 2026 laufender Vertrag, den er vor rund eineinhalb Jahren unterzeichnet hatte, soll ihm laut „Sport Bild“ fünf Millionen Euro jährlich garantieren. Angesichts der hervorragenden Leistungen des Offensivspielers ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Bayern die Bezüge des 19-Jährigen anheben, um das gegebenenfalls aufkommende Interesse anderer Clubs bereits im Keim zu ersticken. Auch der Rekordmeister setzt bei seinen Transfers vermehrt auf entwicklungsfähige Talente wie Ryan Gravenberch (Marktwert: 35 Millionen Euro) und Mathys Tel (Marktwert: 20 Millionen Euro), denn selbst die Münchener können und wollen beim Ablösepoker um fertige Spieler nicht ins Wettbieten mit den reichen englischen Vereinen einsteigen.

Die hohe Anzahl an ausländischen Talenten verringert jedoch die Chancen der deutschen Nachwuchsspieler auf Einsatzzeiten. „In den anderen Ligen sind die Spielminuten der einheimischen U21-Spieler drei- oder viermal so hoch“ wie in Deutschland, wies U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo im „Kicker“-Interview auf diese Problematik hin. „Uns fehlt die Breite an Spielern, die Praxis in der Bundesliga bekommen. Unser Pool an Kandidaten ist viel geringer als jener der Franzosen oder Engländer. Von denen spielen einige bei uns in der Bundesliga, aber noch sehr viele andere in den heimischen Ligen“, fuhr er fort.

Die Bundesliga als Sprungbrett für die größten Talente der Welt ist dementsprechend Fluch und Segen zugleich. „Natürlich haben die Clubs ihre Ziele, aber wenn ein deutscher Spieler genauso gut ist wie ein ausländischer Profi, hoffe ich natürlich, dass er spielt“, appelliert Di Salvo aus DFB-Sicht an die Übungsleiter der Bundesligisten. FanQ hat die deutschen Fußballfans in diesem Zusammenhang befragt, ob die gute Förderung der internationalen Top-Talente zum Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga werden kann. Über drei Viertel (76,92 %) der Umfrageteilnehmer ist dabei der Meinung, dass die Talentförderung in der obersten deutschen Spielklasse ein wesentlicher Pfeiler der Philosophie der einzelnen Clubs sein kann und soll. Gerade in Zeiten, in denen beispielsweise die englischen Vereine Unsummen für fertige Profis ausgeben, könnte die Talentförderung ein nachhaltiger Weg sein, um mit diesen Clubs einigermaßen zu konkurrieren. 14,29 % der Befragten denken hingegen nicht, dass dieser Weg der richtige wäre. Sie befürchten, dass die Bundesliga dadurch über kurz oder lang zu einer reinen Ausbildungsliga nach dem Vorbild der niederländischen Eredivisie degradiert werden könnte.

 

*alle Marktwertangaben nach Schätzungen von „transfermarkt.de“

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